er erste Advent bedeutet liturgisch, dass ein neues Kirchenjahr beginnt. Viele sprechen von der besinnlichen Zeit. Skeptiker klagen: „Jetzt wird sich wieder besonnen bis zur Besinnungslosigkeit“. Doch wie können wir uns in dieser Zeit tatsächlich besinnen? Vielleicht gibt es in unserer übervollen Zeit Anknüpfungspunkte in der früheren Tradition des Fastens im Advent? Pater Notker schreibt dazu:
Der erste Advent und ein Blick in die nahe Wirklichkeit
Früher hieß es: Wer mit gesenktem Kopf herumläuft, der ist entweder traurig, frustriert, hat kein Selbstvertrauen oder ein schlechtes Gewissen. Seitdem es Smartphones gibt, sieht das anders aus. Untersuchungen haben gezeigt, dass gerade jüngere Menschen über Stunden mit ihren Handys beschäftigt sind und etwa hundertmal am Tag draufschauen.
Kein Wunder, dass Menschen den Kopf senken. Denn es gilt vor allem: in Kontakt bleiben und nichts verpassen im Netz. Dabei zeigt die Benutzung von Handys auch einen Widerspruch: Man ist zwar weltweit ans Netz angeschlossen, aber meistens wird im eigenen Bekanntenkreis kommuniziert: Austausch findet in gewohnten Gemeinschaften, in eigenen Echoräumen statt. So hilfreich globale Informationen auch sein mögen, die man zweifelsohne im Internet gewinnt, die Welt will in den Blick genommen werden, wie sie vor Augen ist.
Daher der sinnvolle Hinweis: Kopf hoch, hebt den Blick auch für die nahe Wirklichkeit. Vielleicht steht sogar ein Engel vor euch, den ihr sonst nicht gesehen hättet.
Der Aufruf, den Kopf zu erheben, ist die Kernaussage des Evangeliums-Textes am ersten Advent. Hintergrund ist die Erwartung der Wiederkunft Christi. Lukas beschreibt das ganze Geschehen unter endzeitlichen Voraussetzungen: kosmische Signale und chaotische Weltzustände. All das sind Zeichen, bevor Christus, der Menschensohn, kommt.
Das erste Kommen des Herrn von der Krippe bis zum Kreuz geschah in Schwachheit, aber sein zweites Kommen wird ganz anders sein, und zwar mit großer Macht und Herrlichkeit. Wenn das beginnt, diese angekündigte Leid-Epoche, dann richtet euch auf und erhebt eure Häupter, denn eure Erlösung ist nahe
Lukas 21,28.
Also: Kopf hoch!
Immer noch warten die Christen auf die Wiederkunft des Herrn, des Menschensohnes. Und bis heute kennt die Geschichte der Menschheit Zerstörung und Chaos. Doch dem Evangelisten Lukas liegt fern, Angst vor der Apokalypse einzujagen. Er will die Menschen in die Veränderung ihres Lebensstiles bewegen. Angst ist kein guter Ratgeber. Endzeit ist immer: hier, heute, jetzt. Denn wer weiß schon, was der Tag bringt?
Lukas‘ Hinweis, vor den Menschensohn hintreten zu können, gilt immer. Nicht als Drohung, sondern als Hoffnung und Chance, das Leben gut zu gestalten. Also habt Mut trotz der vielen Nöte und Leiden in der Welt: Kopf hoch!

Jetzt am Anfang des Advents, wo sich die Christen auf das erste Kommen des Menschensohnes vorbereiten, wie er in seiner Schwachheit und Niedrigkeit zwischen Krippe und Kreuz auf die Welt kam, darf doch die Vorstellung ermutigen: Dieser Menschensohn kommt noch einmal in Herrlichkeit, um die Menschen zu erlösen, dich und mich. Wie freue ich mich darauf. Der ganze Schlamassel hat dann ein Ende. Und deshalb können wir doch mit erhobenem Kopf durchs Leben gehen. Gott kam in die Welt und kommt als Menschensohn wieder. Also echt Mut und „Kopf hoch“ im alltäglichen Leben, denn Gott kommt auch auf dich und mich.
Unser Pater Richard Beron, mein jahrelanger Beichtvater in Beuron, war während des Krieges in ein Kloster nach Österreich ausgeliehen, später kam er als Dorfpfarrer für ein paar Jahre ins schwäbische Oberland. Dort waren im Pfarrhaus zwei ältere Damen, die Geschwister Ferschl. Bei der Adventsfeier im Pfarrhaus dichteten und sangen sie miteinander, ein Adventslied, einen Ohrwurm wollten sie dichten und komponieren, der so einfach wie möglich sein sollte und doch Impulse geben sollte auf das Kommen des Herrn:
„So nehmt euch eins um das andere an, wie auch der Herr an uns getan – nun tragt eurer Güte hellen Schein weit in die dunkle Welt hinein – Gott selber wird kommen, er zögert nicht, auf, auf, ihr Herzen und werdet Licht.“ Summt ruhig in euren Herzen zum Text der ersten Strophe:
Wir sagen euch an den lieben Advent. Sehet, die erste Kerze brennt. Wir sagen euch an eine heilige Zeit, machtet dem Herr die Wege bereit. Freut euch, ihr Christen, freuet euch sehr, schon ist nahe der Herr.
Pater Richard und die beiden Ferschl-Damen im schwäbischen Pfarrhaus warteten singend und lobpreisend auf Jesus. Die Häupter empor.
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